Auch Tim, 6 Jahre, kauft!

Sept. 19, 1997

In der Markenartikel-Welt zeigen sich in den letzten Jahren eine Vielzahl von Range-Erweiterungen und Produktneueinführungen in unterschiedlichsten Produktgruppen. Vom Shampoo über die Zahn-creme, vom Schoko-Riegel bis zum Joghurt, haben sich Markenartikel-Anbieter auch dem Segment der Kids gewidmet.

Marken-Awareness und mit Marken verbundene Vorstellungswelten sind bereits frühzeitig in den Köpfen der kleinen Konsumenten verankert. Wurde noch vor einem Jahrzehnt der Fernsehkonsum der Kids dosiert und oft reglementiert, so läßt sich heute entdecken, daß Fernsehen für die Kleinen zur selbstverständlichen Lebensrealität geworden ist. Unsere Kleinen sitzen heute bis zu eineinhalb Stunden vor dem Fernseher, konsumieren alles, was für sie, sei es von SuperRTL, PRO SIEBEN, RTL, dem Kinderkanal oder Nickelodeon angeboten wird. Es wandelt sich hierbei stetig die "Hit-Parade" der beliebtesten Sendung bei den Kids.

Gelernt haben die Kinder auch, sich mit dem Thema Werbung tagtäglich auseinandersetzen zu müssen, was bei manchen Kids oft schon als eine Art von Passion manifestiert ist. Kennen wir nicht unseren Kleinen, der auf uns zukommt und "Maggi, immer eine gute Suppe" trällert. Oder wie man uns freudestrahlend von der neusten Gymnastik-Barbie berichtet. Kennen wir nicht die Momente, in denen die ersten Sekunden eines Commercials ausgestrahlt wurden und unsere Kleinen uns lauthals wissen lassen, "Das ist die neue Play-Station von Sony" oder daß man uns bei der Magnum-Werbung fragt, warum der männliche Hauptprotagonist, der gerade tiefste Gefühle für sein weibliches Pendant entwickelt hat, sich lieber ein Magnum aus dem Eisapparat zieht, denn sein Geldstück im Kondom-Apparat einsetzt: "Papa, was wollte der Mann denn zuerst holen?".

Tagtäglich lernen wir, daß Kinder sich mit Kommunikation ausein-andersetzen und wir sind erstaunt, in welchem Maße Wiedererken-nungsmechanismen greifen. Vor dem Hintergrund solcher Wirkungs-mechanismen üben Verpackungsanmutungen im Kaufregal einen entscheidenden Einfluß auf das "Kaufverhalten" der Kids aus. In der Forschung bedient man sich hierzu selbstverständlich auch des Konsumenten "Kid". Verpackungsgestaltungen, deren Display-Kraft ebenso wie deren Wiedererkennungswert, lassen sich auch in dieser Zielgruppe messen.

Eines der Verfahren ist der "Kaufregal-Test", im Rahmen dessen reale Ladensituationen nachempfunden werden und Kids die Aufgabe bekommen "einzukaufen". In einem "Shop-Umfeld" ist es dabei möglich, alternative Gestaltungen von Verpackungen in "realem Regalumfeld" zu positionieren, unter Einbeziehung des jeweiligen Wettbewerb-Angebotes die Kids aufzufordern, eine Zahncreme, einen Schokoriegel, ein Shampoo, einen Soft-Drink oder einen Joghurt selber zu "kaufen". Mit dem Briefing "kauf bitte von jedem Produkt das, das dir am besten gefällt!" zeigt sich, daß Kommunikation für im Handel befindliche Marken ebenso eine Wirkkraft hat, wie aufmerksamkeitsstarke, kindfaszinierende Gestaltungen von zu launchenden oder im Rahmen von Line-Extentions einzuführenden Produkten. Mit ausreichenden Stichprobengrößen kann zur Wirkkraft am Kaufregal ermittelt werden, inwieweit alternative Verpackungsgestaltungen bessere oder schlechtere Display-Wirkungen bei den Kids haben. Unter Einsatz der Smily-Beurteilungstechnik ist es zudem in diesem Prozedere, das den Kindern einen erheblichen Spaß macht, möglich, Bewertungen von Packungsanmutungen und vermuteten Produktqualitäten aus Sicht der Kinderzielgruppe zu ermitteln. Als ein Baustein auf dem Weg der Entwicklung von zielgruppengerechten Packungsauftritten hat sich dieser Kids-Purchase-Test als ein valides Instrument erwiesen. Die Qualität und Quantität der "Kaufvorgänge" hat dabei den Vorteil, auch relative Kaufentscheidungsunterschiede zwischen unterschiedlichen Gestaltungen aufzuzeigen. Interessant sind dabei die teilweise vehement voneinander abweichenden Faszinationskriterien für Jungen und Mädchen. Mehrheitfsfähig Kids im Alter von z.B. 5 bis ca. 8 Jahren anzusprechen, ist ein schwieriges Unterfangen, was oft dazu führt, Boys- and Girls-Produktversionen den kleinen Konsumenten anzubieten.

Überrascht ist man in der Vorphase derartiger Untersuchungen oft davon, was Kids "geil" und "cool" finden. Unter Einsatz der Methode "Packaging-Puzzle", bei der Kids Gestaltungsbausteine für Verpackungen (z.B. Verpackungsfrontseiten, Etiketten, Label, Duft-, Geschmacksrichtungshinweise, Namens-alternativen, Visuals u.ä.) in Puzzle-Form erhalten, zeigt sich oft wie unterschiedlich "individuelle Lieblingsverpackungen" der Kids aussehen können. So zeigte z.B. eine Untersuchung, daß von Kindern im Alter von 5 bis 8 Jahren aus 45 zur Verfügung stehenden Farbalternativen für die Verpackungsgrundfarbe einer Verpackung, mehr als 80 % der Kids die gleiche Farbe aus-wählten. Im Gegensatz dazu entschieden sich Mütter dieser Kinder für 10 Farben mit gleicher Häufigkeit, wobei keine dieser Farben bei den Kids zu den "Winner-Farben" gehörte. Ähnliches ließ sich für den Markennamen-Schriftzug entdecken.

Unsere Forschungserfahrungen zeigen, daß die Parole für die Zukunft nur lauten kann "Nehmt die Kids ernst", denn sie sind die Konsumenten von morgen, die bereits heute einen erheblichen Einfluß - wie in einer Vielzahl von Grundlagen-untersuchungen nachgewiesen - auf den Kaufprozeß von "Mama" und "Papa" ausüben.

Wie Saudi-Arabien versucht, seine Fußball-Liga mit teuer eingekauften Stars aufzuwerten.
von Marco Kewe 12 Dez., 2023
Spätestens seit der Verpflichtung von Cristiano Ronaldo wurde klar, dass Saudi-Arabien es ernst meint mit den Ambitionen, seine Liga mit internationalen Stars aufzuwerten. Neben diesem 200-Millionen-Dollar-Deal folgten weitere Hochkaräter wie Neymar und Benzema in das Land am Golf, das über ein Budget von 907 Millionen US-Dollar verfügt und nur noch von der englischen Premier League (1,93 Milliarden US-Dollar) übertroffen wird. Ein ähnliches Kaliber weisen die so verpflichteten Social-Media-Reichweiten auf; allein Ronaldo und Neymar erreichen auf ihren Instagram-Kanälen gemeinsam rund 10 % der Weltbevölkerung.
von Florian Klockmann 08 Sept., 2023
Der schon seit einigen Jahren beobachtbare Podcast-Trend hat sich endgültig zu einer der populärsten und rasant wachsenden Formen digitaler Medien entwickelt. Die digitalen Audio- oder Videoinhalte bieten eine immer breitere Palette an Themen. Sie reichen von Nachrichten über Bildung bis hin zu Unterhaltung und Lifestyle und erreichen durch die vielseitigen und flexiblen Möglichkeiten, Inhalte zu konsumieren, eine immer größere Zielgruppe, unter anderem durch die stetige Entwicklung der Kommunikationstechnologie im Allgemeinen.
von Florian Klockmann 06 Apr., 2023
Das Thema psychische Gesundheit hat spätestens seit der Corona-Pandemie einen gesellschaftlichen Wandel durchlebt. Die allgegenwärtig spürbaren Belastungen wie Stress, Ängste und Isolation sowie erschwerte Arbeitsbedingungen haben enttabuisiert, was lange Zeit oft im Verborgenen besprochen wurde.
von Florian Klockmann 23 Nov., 2022
So richtige WM-Stimmung scheint bisher nicht aufkommen zu wollen. Sowohl die früher sehr beliebten Auto-Fähnchen als auch andere Fanartikel wie Trikots bleiben in den Regalen liegen oder schaffen es wie in den Fällen von Aldi oder Edeka erst gar nicht ins Sortiment. Das Eröffnungsspiel schauten nur gut halb so viele Deutsche wir vor 4 Jahren. Doch was genau sind die Beweggründe, die dieses vermeintliche Desinteresse auslösen?
von Marco Kewe 08 Nov., 2022
American Football ist in den letzten Jahren in immer mehr deutschen Wohnzimmern angekommen. Die wertvollste Sportliga der Welt hat längst ihre Fühler auf dem deutschen Markt ausgestreckt. Ein NFL Deutschland Headquarter wurde etabliert und insgesamt vier Teams bekamen zusätzliche Vermarktungsrechte speziell für den deutschen Markt. Wie sind deutsche Sportinteressierte zum Football gekommen? Was macht die Faszination dieses Sports aus? Wo geht die Reise der NFL weiter hin?
Marco Kewe übernimmt die Führungsverantwortung von Wolfgang Schlünzen
von Karin Krutwig 30 Aug., 2022
Der Gründer des Markt- und Medienforschungsinstituts Monheimer Institut Team für Markt- und Medienforschung GmbH (Monheimer Institut), Wolfgang Schlünzen, zieht sich zum Jahreswechsel aus der Geschäftsleitung des Unternehmens zurück. Seine Nachfolge an der Spitze des Instituts übernimmt der langjährige Studienleiter Marco Kewe, der bereits seit Anfang 2022 die Position des stellvertretenden Geschäftsführers innehat. Wolfgang Schlünzen bleibt dem Unternehmen weiter als Gesellschafter verbunden, während das operative Geschäft dann ausschließlich von Marco Kewe und seinem Team verantwortet wird.
von Florian Klockmann 03 Aug., 2022
Baumärkte, die in Corona-Zeiten zum Teil erhebliche finanzielle Zuwächse erzielt haben, sehen sich aktuell einer anspruchsvollen Situation gegenüber. Die Kundenwünsche werden immer vielfältiger, vor allem in punkto Service. Baumärkte müssen zudem damit leben, dass Kunden-Feedback zu ihren Geschäften, ihren Mitarbeiter:innen und ihren Angeboten auf diversen Online-Plattformen verfügbar ist. In einer Onlinebefragung unter 1.000 Baumarktkund:innen im Alter von 18 bis 69 Jahren ließen sich dazu einige interessante Erkenntnisse ermitteln.
von Marco Kewe 17 Mai, 2022
Nach zwei langen und harten Pandemiejahren scheint in diesem Jahr bei vielen das altbekannte Reisefieber wieder ausgebrochen zu sein und die 'Reiseweltmeister' möchten die Welt wieder erkunden. Was sind die Top-Reiseziele? Hat sich etwas geändert hinsichtlich Anforderungen und v.a. Preisbereitschaft im Vergleich zu 2019 und den coronafreien Jahren davor? Mit u.a. diesen Fragen hat sich das Monheimer Institut im April 2022 in einer bundesweiten Onlinebefragung (1.000 Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren) beschäftigt.
Kryptowährung
von Marco Kewe 16 Nov., 2021
Kryptowährungen sind in Zeiten von Negativzinsen, coronabedingten Finanzmarktschwankungen und global fortschreitender Digitalisierung ein viel diskutiertes Thema in Deutschland. Für viele stellt sich dabei zunächst einmal die Frage, wer oder was sind Kryptowährungen überhaupt? Mit u.a. dieser Frage hat sich das Monheimer Institut im Oktober 2021 in einer bundesweiten Onlinebefragung (500 Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren) beschäftigt.
Weitere Artikel
Share by: