Jan. 19, 2002
Der Kölner schätzt sein Kölsch, der Düsseldorfer liebt sein kühles Alt und viele Fans des Gerstensaftes schätzen das frisch gezapfte Pils. "Hopfen und Malz, Gott erhalt`s", für viele mehr als ein Bekenntnis, das zunehmend ins Wanken gerät. Betrachtet man den Hektoliter-ausstoß bun-desdeutscher Brauereien und die Anzahl noch existenter Brauereien, so lässt sich als traurige Erkenntnis ermitteln, dass sich der nach deutschem Reinheitsgebot hergestellte Gerstensaft zunehmend auf dem Rückzug befindet.
Junge Konsumenten begehen in den letzten Jahren sogar "Schandtaten", indem sie das gute Bier mit Getränken wie Coca Cola, Bananen- oder Erdbeersaft mixen und zur Fangemeinde von Dimix, Mixery oder Frankenheim Blue zählen. Szenegetränke, die von weiblichen und männlichen Bierkonsumenten als geschmackvolle Alternative konsumiert werden. Aber nicht genug des Feldzuges gegen das Bier, auch viele andere alkoholische Getränke erleben eine Renaissance und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Der Grappa, vor 20 Jahren noch ein billiger Trester-Schnaps, ist zum schicken Edeldrink avanciert. In puncto Weinangebote kann sich manche Lebensmittelhandelskette mit ihrem Angebot mit dem Fachhandel messen. Nicht nur Kellergeister für DM 2,95, sondern der Edel-Barolo für DM 19,00, die Flasche Chateauneuf du Pape für DM 28,00 oder die italienische Königsklasse Brunello di Montalcino für weit über DM 30,00 werden in den Regalen angeboten.
Daneben ein süßes und kräutriges Likörangebot, das sich seit es die Ramazzottis, Avernas und Bols gibt, zunehmender Beliebtheit erfreut. Schauen wir uns zum Ende des Jahres TV-Commercial-Breaks an, sind wir zudem überrascht, wie viele Sekt-, Champagner- und Schaum-weinmarken auf dieser Welt existieren. Schaut man in die Marken-Bouquets der Semper-Idem-Underberg AG oder der Pernod Ricard Gruppe hinein, erschreckt man, wie viele Produkte zu den Promille-Bouquets dieser Häuser gehören. Ein umkämpfter, nach Innovation und Trendaufnahme gierender Markt, der zunehmend das Bier verdrängt.
Einer der ersten Konkurrenten des Bieres, das alkoholfreie Bier, hat dabei die Marktdurchdringung bis heute nur verhalten geschafft und konnte sich nie als wahres "Bier-Substitut" etablieren. Insbesondere kleine, regionale Brauereien haben unter dieser Entwicklung zu leiden und suchen händeringend nach "USP`s" ihrer Produkte in den regionalen Märkten.
Hinzu kommt, dass sich die Biergroßindustrie diesem Trend bereits gestellt hat und u.a. durch Unternehmenszusammenschlüsse versucht, dieser Entwicklung entgegen zu arbeiten. Auch die Kommunikations- und Werbeaktivitäten der Brauereigroßindustrie machen deutlich, dass viel unternommen wird, dem aktuell rückläufigen Biertrend entgegenzuwirken.
Für den überzeugten Bierfan eine Entwicklung, die er nur am Rande wahrnimmt. Insbesondere in der Generation über 40 Jahre hat sich für viele der Wert der Bierqualität nach deutschem Reinheitsgebot erhal-ten und man frönt nach wie vor mit Leidenschaft dem Bierkonsum. Für diese Zielgruppe ist ein Helles, ein Dunkles, ein Kölsch oder ein Weizen nicht nur eine Frage des Geschmacks, sondern Lebenseinstellung und Lebensphilosophie.
Hoffen wir, dass diese Zielgruppe noch lange dazu beiträgt, dass uns das "gute, deutsche Bier" erhalten bleibt.
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