Trailer Tests - Programmvorschauen unter der Lupe

März 19, 2001

Hatte man vor 10 Jahren in Zuschauerumfragen danach gefragt, um was es sich bei einem "Trailer" handelt, konnte man oftmals Kopfschütteln erleben.

Im heutigen multimedialen Zeitalter der Sender und ihrer Programmvielfalt ist dieser Begriff für Zuschauer kein Fremdwort mehr. Was früher die Programmvorschau war, ist heute der Trailer oder Programmtrailer, der sowohl bei öffentlich-rechtlichen als auch privaten Programmanbietern in deutschen Fernsehen regelmäßig zu sehen ist.

Die Häufigkeit, mit der man Trailer in Programmübergängen vor oder nach Werbebreaks wahrnehmen kann, ist zwischen Sendern wie ARD, ZDF, WDR oder Bayern 3 und Privatsendern wie RTL, RTL II, SAT.1, Pro-Sieben und KABEL1 extrem unterschiedlich. Die Trailer-Dosis, die Privatsender anbieten, ist um ein vielfaches größer als in der Welt der öffentlich-rechtlichen Sender. Trailersendezeit ist für Privatsender und zu bestimmten Sendezeiten auch für öffentlich-rechtliche Programmanbieter nicht verkaufte Werbe- bzw. nicht genutzte Programmzeit, die es gilt effizient zu nutzen. Die Mechanismen, die sich dabei teils als Pseudoweisheiten in den letzten Jahren herausgestellt haben, sind interessant, aber auch irritierend.

"Je mehr ich mein Format betrailere und je frühzeitiger ich es tue, je mehr Zuschauer generiere ich für meine Sendung." Eine Erkenntnis, die so nicht stimmt. Bereits der Startzeitpunkt von Trailer-Aktivitäten, das Quantum an Trailern, aber auch die Varianz von Trailerinhalten übt einen immensen Einfluss auf Zuschauerschaften aus. Eine Grundregel hierbei: Nicht zu früh und nicht zu spät mit Trailer-Aktivitäten beginnen!


In puncto Frequenz hat sich oft als Negativergebnis ermitteln lassen, dass es ein " Übertrailering" gibt, das in der Konsequenz dazu führt, dass Zuschauer aufgrund zu hoher Trailer-Frequenzen eher eine negative Sendungs-Affinität entwickeln.


Ähnlich wie in der qualitativen Pretest-Forschung der Markenartikel- und Werbeindustrie für TV-Commercials wurden in den letzten Jahren Pretest-Forschungsmodule für Sendungstrailer entwickelt, die zum Teil vergleichbar, zum Teil aber deutlich unterschiedlich zu TV-Commercial-Pretests verlässlich aufzeigen, durch welche Kommunikationsqualitäten sich diese Sendungs-Werbemittel auszeichnen sollten.

Auch ein Trailer für ein Fernsehformat sollte sich dadurch auszeichnen, dass er im Programm- und Werbeumfeld durch eine adäquate Impactqualität bzw. Aufmerksamkeitsstärke glänzt. Inszenierungselemente wie Sendeplatzhinweis, Positionierung des Formattitels, Anzahl und Art von Formatausschnitten und Trailerdauer sind dabei von entscheidender Bedeutung.

Eine weitere wichtige Voraussetzung für "gute" Format-Trailer ist die auf Seiten der Zuschauerschaft ausgelöste Formatbegehrlichkeit bzw. -neugierde. Als Fernsehsender möchte ich Zuschauer für meine Fernsehsendung begeistern und sie zum Ausstrahlungszeitpunkt meines Formates vor dem Fernseher sitzen haben. Hierbei ist oft der schmale Grat zwischen "overpromise" und "wrong promise" zu berücksichtigen. Wird mir eine Arztserie versprochen und ich sehe eine Familienserie, dann bin ich enttäuscht. Stelle ich mir einen Actionfilm vor und sehe eine Liebesromanze, bin ich irritiert. Wird mir eine Gameshow versprochen und fehlt der Spielcharakter, werde ich zu diesem Format nicht gerne zurückkehren. Speziell für Sendungen, die von mehrwöchigen Ausstrahlungsstaffeln leben, ein sehr wichtiger Aspekt, vergleichbar der Erstkäuferschaft von Konsumgütern.

Mehr als Waschmittel-, Versicherungs- oder Kosmetikprodukte leben Fernsehprodukte oft von ihren emotionalisierenden Qualitäten. Der Trailer für den bevorstehenden "großen" Boxkampf sollte Spektakularität und Großeventcharakter dem Zuschauer vermitteln. Das investigative Magazin sollte genau diese Qualität in seinen Trailer-Aktivitäten vermitteln.

Mit Trailer-Aktivitäten hat man wie in der TV-Commercial-Welt nur einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung, seine Botschaft an den Mann zu bringen. Weniger kann hier oftmals mehr sein und zu viel oftmals viel zu viel!

Mit Blick auf den oftmals vor dem Fernseher zu Hause gegebenen Nebenbeirezeptionsprozess des Zuschauers, der sich in Programmübergangs- und Unterbrecherphasen von Sendungen zeigt, ist auch auditive Qualität von Trailern gefordert. Selbst wenn ich nicht hin schaue, sollte der Botschaft des Trailers Gehör verschafft werden.

Die aufgezeigten Kommunikationsleistungsaspekte zeigen nur einen kleinen Ausschnitt aus der Vielfalt der analytischen Möglichkeiten der Untersuchung von Programm-Trailern. Hier dürfte die Weiheit einiger Sender - Trailer sind nicht erhaltene Werbegelder! - eine ökonomisch mehr als relevant zu betrachtende Größe sein, die es gilt zu beachten.


Nicht für jede Trailer-Aktivität, die heute im deutschen Fernsehen registrierbar ist, wird Forschung eingesetzt, jedoch gerade bei der Lancierung von neuen Formaten sind Trailer eine unerlässliche Promotionsaktivität.

Trailer-Pretesting, ein effizienzsteigerndes Research-Tool.



Wie Saudi-Arabien versucht, seine Fußball-Liga mit teuer eingekauften Stars aufzuwerten.
von Marco Kewe 12 Dez., 2023
Spätestens seit der Verpflichtung von Cristiano Ronaldo wurde klar, dass Saudi-Arabien es ernst meint mit den Ambitionen, seine Liga mit internationalen Stars aufzuwerten. Neben diesem 200-Millionen-Dollar-Deal folgten weitere Hochkaräter wie Neymar und Benzema in das Land am Golf, das über ein Budget von 907 Millionen US-Dollar verfügt und nur noch von der englischen Premier League (1,93 Milliarden US-Dollar) übertroffen wird. Ein ähnliches Kaliber weisen die so verpflichteten Social-Media-Reichweiten auf; allein Ronaldo und Neymar erreichen auf ihren Instagram-Kanälen gemeinsam rund 10 % der Weltbevölkerung.
von Florian Klockmann 08 Sept., 2023
Der schon seit einigen Jahren beobachtbare Podcast-Trend hat sich endgültig zu einer der populärsten und rasant wachsenden Formen digitaler Medien entwickelt. Die digitalen Audio- oder Videoinhalte bieten eine immer breitere Palette an Themen. Sie reichen von Nachrichten über Bildung bis hin zu Unterhaltung und Lifestyle und erreichen durch die vielseitigen und flexiblen Möglichkeiten, Inhalte zu konsumieren, eine immer größere Zielgruppe, unter anderem durch die stetige Entwicklung der Kommunikationstechnologie im Allgemeinen.
von Florian Klockmann 06 Apr., 2023
Das Thema psychische Gesundheit hat spätestens seit der Corona-Pandemie einen gesellschaftlichen Wandel durchlebt. Die allgegenwärtig spürbaren Belastungen wie Stress, Ängste und Isolation sowie erschwerte Arbeitsbedingungen haben enttabuisiert, was lange Zeit oft im Verborgenen besprochen wurde.
von Florian Klockmann 23 Nov., 2022
So richtige WM-Stimmung scheint bisher nicht aufkommen zu wollen. Sowohl die früher sehr beliebten Auto-Fähnchen als auch andere Fanartikel wie Trikots bleiben in den Regalen liegen oder schaffen es wie in den Fällen von Aldi oder Edeka erst gar nicht ins Sortiment. Das Eröffnungsspiel schauten nur gut halb so viele Deutsche wir vor 4 Jahren. Doch was genau sind die Beweggründe, die dieses vermeintliche Desinteresse auslösen?
von Marco Kewe 08 Nov., 2022
American Football ist in den letzten Jahren in immer mehr deutschen Wohnzimmern angekommen. Die wertvollste Sportliga der Welt hat längst ihre Fühler auf dem deutschen Markt ausgestreckt. Ein NFL Deutschland Headquarter wurde etabliert und insgesamt vier Teams bekamen zusätzliche Vermarktungsrechte speziell für den deutschen Markt. Wie sind deutsche Sportinteressierte zum Football gekommen? Was macht die Faszination dieses Sports aus? Wo geht die Reise der NFL weiter hin?
Marco Kewe übernimmt die Führungsverantwortung von Wolfgang Schlünzen
von Karin Krutwig 30 Aug., 2022
Der Gründer des Markt- und Medienforschungsinstituts Monheimer Institut Team für Markt- und Medienforschung GmbH (Monheimer Institut), Wolfgang Schlünzen, zieht sich zum Jahreswechsel aus der Geschäftsleitung des Unternehmens zurück. Seine Nachfolge an der Spitze des Instituts übernimmt der langjährige Studienleiter Marco Kewe, der bereits seit Anfang 2022 die Position des stellvertretenden Geschäftsführers innehat. Wolfgang Schlünzen bleibt dem Unternehmen weiter als Gesellschafter verbunden, während das operative Geschäft dann ausschließlich von Marco Kewe und seinem Team verantwortet wird.
von Florian Klockmann 03 Aug., 2022
Baumärkte, die in Corona-Zeiten zum Teil erhebliche finanzielle Zuwächse erzielt haben, sehen sich aktuell einer anspruchsvollen Situation gegenüber. Die Kundenwünsche werden immer vielfältiger, vor allem in punkto Service. Baumärkte müssen zudem damit leben, dass Kunden-Feedback zu ihren Geschäften, ihren Mitarbeiter:innen und ihren Angeboten auf diversen Online-Plattformen verfügbar ist. In einer Onlinebefragung unter 1.000 Baumarktkund:innen im Alter von 18 bis 69 Jahren ließen sich dazu einige interessante Erkenntnisse ermitteln.
von Marco Kewe 17 Mai, 2022
Nach zwei langen und harten Pandemiejahren scheint in diesem Jahr bei vielen das altbekannte Reisefieber wieder ausgebrochen zu sein und die 'Reiseweltmeister' möchten die Welt wieder erkunden. Was sind die Top-Reiseziele? Hat sich etwas geändert hinsichtlich Anforderungen und v.a. Preisbereitschaft im Vergleich zu 2019 und den coronafreien Jahren davor? Mit u.a. diesen Fragen hat sich das Monheimer Institut im April 2022 in einer bundesweiten Onlinebefragung (1.000 Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren) beschäftigt.
Kryptowährung
von Marco Kewe 16 Nov., 2021
Kryptowährungen sind in Zeiten von Negativzinsen, coronabedingten Finanzmarktschwankungen und global fortschreitender Digitalisierung ein viel diskutiertes Thema in Deutschland. Für viele stellt sich dabei zunächst einmal die Frage, wer oder was sind Kryptowährungen überhaupt? Mit u.a. dieser Frage hat sich das Monheimer Institut im Oktober 2021 in einer bundesweiten Onlinebefragung (500 Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren) beschäftigt.
Weitere Artikel
Share by: