Casting Studien - Mit wem besetze ich die Rolle?

Juli 19, 1998

In der "Fernsehwelt", die seit Einzug der Privatsender eine erhebliche Ausweitung des Medienforschungs-Repertoires erlebt hat, stellen sich in einer Zeit des zunehmenden Konkurrenzdruckes vermehrt Fragen danach, inwieweit bei der Besetzung von Rollen oder Moderatorenjobs der richtige Typ, das richtige Gesicht für die spezielle Sendung gewählt wurde.

Der in der Vergangenheit oft praktizierte "Bauch-Glücksgriff", der zum Erfolg führte und oftmals Fernsehhelden zutage förderte, ist immer seltener geworden. Das Auge des Zuschauers ist sensibler geworden und nicht jedes Gesicht paßt ihm. Beim Casting von Schauspielern und Moderatoren steht man oft vor der Situation, mehrere "Köpfe" zur Auswahl zu haben und oft ist es die kreative Entscheidung des Redakteurs, die den einen oder anderen "Kopf" auf den Bildschirm bringt.Hier zeigt aber die Realität, daß manche Protagonisten in gewissen Rollen vom Zuschauer nicht akzeptiert werden. Beispiele hierfür, daß Personen "nicht funktionieren" sind gerade in jüngster Zeit in der deutschen Fernsehlandschaft oft zu sehen gewesen.

Der Marktforscher hat hier Chancen, beratend und helfend zur Seite zu stehen. Oft existieren z.B. Sendungskonzepte für die mehrere Talente angedacht sind, doch leidet man an dem Dilemma, daß man aus Kostengründen nicht alle Köpfe für die Sendung testen kann. Aus diesem Dilemma ist herauszukommen, indem man das Instrument Casting-Studie einsetzt. Ob für eine bereits "on air" befindliche Sendung, die einer neuen Rollen- oder Moderatorenbesetzung bedarf, oder für eine völlig neue Sendung, dieser Studientyp hat in den vergangenen Jahren als Entscheidungshilfe erfolgreiche Dienste geleistet. Praktisch bedeutet dies für den Fernsehmacher, daß ihm die Möglichkeit geboten wird, eine größere Anzahl von in Frage kommenden Schauspielern oder Moderatorenbewerbern in die engere Wahl ziehen zu können, und daß man diesen Protagonisten die Chance gibt, für einen begrenzten Zeitraum, im Regelfall wenige Minuten, in die zukünftige Rolle zu schlüpfen. Der einzelne Kandidat erhält die Aufgabe, seine mögliche zukünftige Rolle in dem Film, der Serie oder dem Magazin zu spielen. Die hierzu zu erstellenden Casting-Sequenzen werden Testzuschauern dargeboten, nachdem man sie mit dem vorgesehenen Format bzw. der avisierten Rolle vertraut gemacht hat. Der Zuschauer hat dann, nachdem er seine generellen Anforderungen an das vorgesehene Format etabliert hat, die Aufgabe, die Kandidaten anhand eines erprobten Beurteilungsprofils zu bewerten.

Die Ergebnisse dieser Einzelbewertungen werden im direkten Vergleich zwischen den Kandidaten im Sinne einer sich ergebenden "Kandidaten-Hitparade" dargestellt, um zu ermitteln, wer der "Siegerkandidat" für die vorgesehene Rolle ist. In einem zweiten Schritt werden die Resultate inhaltsanalytisch betrachtet, um am Maßstab eines seitens der Zuschauer etablierten (fiktiven) z.B. "Idealmoderators", einer "Idealrolle" für das jeweilige Format festzustellen, inwieweit die Wahrnehmung und Bewertung eines einzelnen Protagonisten diesem "Ideal" nahekommt.

In der Konsequenz erhält der Redakteur für jeden seiner Bewerber ein Stärken- und Schwächenprofil in bezug auf die intendierte Moderatoren- oder Charakterenrolle. Gleichzeitig erkennt er, inwieweit der Zuschauer eine Vereinbarkeit mit der vorgesehenen Rolle beim jeweiligen Bewerber erlebt oder nicht. Derartige Casting-Studien sind bisher bei Serien und Spielfilmen eingesetzt worden, ebenso wie im Bereich von Infotainment-, Talk- und Unterhaltungsformaten. Der eine oder andere mittlerweile "Große" unter den Fernsehköpfen hat auf diese Art und Weise seine Chance erhalten.

Ein interessantes Begleitergebnis solcher Studien ist übrigens, daß "neuen" Gesichtern von "Otto-Normal"-Zuschauern oft prägnantere Qualitäten zugesprochen werden als den altbekannten Fernsehgesichtern. Dieses Verfahren, das in den nächsten Jahren sicherlich noch umfassender eingesetzt wird, ist mittlerweile bei vielen öffentlich-rechtlichen Programmanbietern, ebenso wie bei Privatsendern im Einsatz. Die Casting Studie - ein vom finanziellen Aufwand her akzeptables und für den "Fernsehmacher" valides Beurteilungsinstrumentarium für Casting-Fragen.
Wie Saudi-Arabien versucht, seine Fußball-Liga mit teuer eingekauften Stars aufzuwerten.
von Marco Kewe 12 Dez., 2023
Spätestens seit der Verpflichtung von Cristiano Ronaldo wurde klar, dass Saudi-Arabien es ernst meint mit den Ambitionen, seine Liga mit internationalen Stars aufzuwerten. Neben diesem 200-Millionen-Dollar-Deal folgten weitere Hochkaräter wie Neymar und Benzema in das Land am Golf, das über ein Budget von 907 Millionen US-Dollar verfügt und nur noch von der englischen Premier League (1,93 Milliarden US-Dollar) übertroffen wird. Ein ähnliches Kaliber weisen die so verpflichteten Social-Media-Reichweiten auf; allein Ronaldo und Neymar erreichen auf ihren Instagram-Kanälen gemeinsam rund 10 % der Weltbevölkerung.
von Florian Klockmann 08 Sept., 2023
Der schon seit einigen Jahren beobachtbare Podcast-Trend hat sich endgültig zu einer der populärsten und rasant wachsenden Formen digitaler Medien entwickelt. Die digitalen Audio- oder Videoinhalte bieten eine immer breitere Palette an Themen. Sie reichen von Nachrichten über Bildung bis hin zu Unterhaltung und Lifestyle und erreichen durch die vielseitigen und flexiblen Möglichkeiten, Inhalte zu konsumieren, eine immer größere Zielgruppe, unter anderem durch die stetige Entwicklung der Kommunikationstechnologie im Allgemeinen.
von Florian Klockmann 06 Apr., 2023
Das Thema psychische Gesundheit hat spätestens seit der Corona-Pandemie einen gesellschaftlichen Wandel durchlebt. Die allgegenwärtig spürbaren Belastungen wie Stress, Ängste und Isolation sowie erschwerte Arbeitsbedingungen haben enttabuisiert, was lange Zeit oft im Verborgenen besprochen wurde.
von Florian Klockmann 23 Nov., 2022
So richtige WM-Stimmung scheint bisher nicht aufkommen zu wollen. Sowohl die früher sehr beliebten Auto-Fähnchen als auch andere Fanartikel wie Trikots bleiben in den Regalen liegen oder schaffen es wie in den Fällen von Aldi oder Edeka erst gar nicht ins Sortiment. Das Eröffnungsspiel schauten nur gut halb so viele Deutsche wir vor 4 Jahren. Doch was genau sind die Beweggründe, die dieses vermeintliche Desinteresse auslösen?
von Marco Kewe 08 Nov., 2022
American Football ist in den letzten Jahren in immer mehr deutschen Wohnzimmern angekommen. Die wertvollste Sportliga der Welt hat längst ihre Fühler auf dem deutschen Markt ausgestreckt. Ein NFL Deutschland Headquarter wurde etabliert und insgesamt vier Teams bekamen zusätzliche Vermarktungsrechte speziell für den deutschen Markt. Wie sind deutsche Sportinteressierte zum Football gekommen? Was macht die Faszination dieses Sports aus? Wo geht die Reise der NFL weiter hin?
Marco Kewe übernimmt die Führungsverantwortung von Wolfgang Schlünzen
von Karin Krutwig 30 Aug., 2022
Der Gründer des Markt- und Medienforschungsinstituts Monheimer Institut Team für Markt- und Medienforschung GmbH (Monheimer Institut), Wolfgang Schlünzen, zieht sich zum Jahreswechsel aus der Geschäftsleitung des Unternehmens zurück. Seine Nachfolge an der Spitze des Instituts übernimmt der langjährige Studienleiter Marco Kewe, der bereits seit Anfang 2022 die Position des stellvertretenden Geschäftsführers innehat. Wolfgang Schlünzen bleibt dem Unternehmen weiter als Gesellschafter verbunden, während das operative Geschäft dann ausschließlich von Marco Kewe und seinem Team verantwortet wird.
von Florian Klockmann 03 Aug., 2022
Baumärkte, die in Corona-Zeiten zum Teil erhebliche finanzielle Zuwächse erzielt haben, sehen sich aktuell einer anspruchsvollen Situation gegenüber. Die Kundenwünsche werden immer vielfältiger, vor allem in punkto Service. Baumärkte müssen zudem damit leben, dass Kunden-Feedback zu ihren Geschäften, ihren Mitarbeiter:innen und ihren Angeboten auf diversen Online-Plattformen verfügbar ist. In einer Onlinebefragung unter 1.000 Baumarktkund:innen im Alter von 18 bis 69 Jahren ließen sich dazu einige interessante Erkenntnisse ermitteln.
von Marco Kewe 17 Mai, 2022
Nach zwei langen und harten Pandemiejahren scheint in diesem Jahr bei vielen das altbekannte Reisefieber wieder ausgebrochen zu sein und die 'Reiseweltmeister' möchten die Welt wieder erkunden. Was sind die Top-Reiseziele? Hat sich etwas geändert hinsichtlich Anforderungen und v.a. Preisbereitschaft im Vergleich zu 2019 und den coronafreien Jahren davor? Mit u.a. diesen Fragen hat sich das Monheimer Institut im April 2022 in einer bundesweiten Onlinebefragung (1.000 Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren) beschäftigt.
Kryptowährung
von Marco Kewe 16 Nov., 2021
Kryptowährungen sind in Zeiten von Negativzinsen, coronabedingten Finanzmarktschwankungen und global fortschreitender Digitalisierung ein viel diskutiertes Thema in Deutschland. Für viele stellt sich dabei zunächst einmal die Frage, wer oder was sind Kryptowährungen überhaupt? Mit u.a. dieser Frage hat sich das Monheimer Institut im Oktober 2021 in einer bundesweiten Onlinebefragung (500 Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren) beschäftigt.
Weitere Artikel
Share by: